Das Weltkulturerbe
Die Weltreligionen
Riten des Lebens
Die großen Religionen der Welt: Lehre, Mythen, Glaubenspraxis Text
von Myrtle Langley
Für die Naturvölker ist der Lebensweg durch Riten gegliedert. Jede Stufe des Lebens, jede Lebenskrise hat ihren Ritus: Geburt, Pubertät, Heirat, Scheidung und Tod, ebenso Not, Krankheit und Unglücke.
Die Riten bestehen in der Regel aus drei Phasen: Trennung vom Alten, Übergang, Aufnahme in das Neue.
Ein typisches Beispiel sind die Initiationsriten für junge Menschen in der Pubertät. Die Mädchen oder Jungen werden bei vielen Völkern für einige Zeit von der Stammesgemeinschaft abgesondert und damit symbolisch von der Kindheit getrennt.
Dann lehrt man sie, was das Erwachsensein ausmacht, und schließlich werden die Jugendlichen als vollwertige Mitglieder der Gemeinschaft in die Riten der Erwachsenen aufgenommen. Vollzogen werden die Riten von Priestern und Priesterinnen, Schamanen und Schamaninnen oder Medizinmännern beziehungsweise -frauen.
Hinduismus
Der Hinduismus ist die vorherrschende Religion Indiens („Hindu = Inder“) Sie hat keinen Begründer und kein Glaubensbekenntnis, aber heilige Schriften, deren älteste etwa 3000 Jahre alt sind.
Der Hinduismus, wie er sich heute darstellt, gleicht einem breiten, tiefen Strom, in den im Laufe von 3000 Jahren viele Nebenflüsse eingemündet sind. Diese „Nebenflüsse“ sind die religiösen Vorstellungen der vielen Völker, Rassen und Kulturen des indischen Subkontinents.
Der Hinduismus kennt viele Götter, doch viele Hindus glauben an einen letzten Urgrund hinter der Vielfalt der Dinge und Götter - an Brahman, „das Absolute“. Dieses Absolute entfaltet sich in der „indischen Dreifaltigkeit“ Trimurti“ aus Brahma, dem Schöpfer Vishnu, dem Erhalter und Shiva, den Zerstörer.
Allen hinduistischen Richtungen gemeinsam ist der Glaube an die Wiedergeburt: Nach jedem körperlichen Tod wird die Seele neu in den Kreislauf des Lebens einbezogen. Samsara („Umherirren“) heißt dieses Gesetz der stets neuen Wiedergeburt.
In welchem Körper die Seele wiedergeboren wird, hängt vom Karma ab, der Summe der Taten eines Menschen. Wer gut handelt, wird etwas Gutes, wer böse handelt, etwas Böses.
Götter und Helden
In den Schriften der Hindus finden sich die Abenteuer zahlreicher Götter und Helden. Die Veden erzählen von Agni, dem Gott des Feuers und des Opfers Indra, dem Gott des Himmels und des Krieges, und Varuna dem Erhalter der kosmischen Ordnung.
Die beiden großen Hindu-Epen Mahabharata und Ramayana enthalten Mythen, Legenden und Fabeln von Krishna und Rama, die als beliebte Inkarnationen Vishnus gelten. Teil des Mahabharata ist die Bhagavadgita, das wohl bekannteste heilige Buch Indiens.
Dieses Gedicht hat die Form eines Dialogs zwischen dem Krieger Arjuna und seinem Wagenlenker Krishna. Die beiden kämpfen zusammen in der Schlacht zwischen Gut und Böse, symbolisiert durch die verwandten Familien Pandava und Kaurava.